 |
Den ersten Tag kreuzten wir
immer wieder alle Fälle in
denen etwas nicht richtig
funktioniert. Teils
vermittelte uns Patrik die
ganze Sache mit
pantomimischen Einsätzen.
Wir antworteten dann auch
auf diese Weise. Ulkige
Szenarien ergaben sich
dadurch und man lachte,
obwohl gleichzeitig die
Information darin steckte,
dass man dabei mit 50 m/s
auf die Erde zurast. Ich
wurde dem entsprechend
ruhiger und auch nervöser.
So folgte der Theorie die
Praxis und umgekehrt. Am Abend dann grillten wir
alle gemeinsam bei
Sonnenuntergang. Geschlafen
haben wir dann neben dem
Flugzeug. |
Das war „crazy“
und genau das war gut so!
[09.07.2006]
Frisch geduscht und wohl
ernährt vom wieder mal
leckeren Frühstück, folgten
wir am nächsten Morgen
unserem Meister zur
Landestelle nach Draußen. .
Er begrüßte uns mit dem
Spruch: „Lieber ein schlechter Tag in
der Luft, als ein guter Tag im Büro.“
Warum? Über uns waren leider immer
wieder etwas mehr Wolken. „Na ja, ist ja
noch Zeit.“ Diesmal übten wir das
Abrollen, wenn eine ordnungsgemäße
Landung aufgrund seitlicher Winde oder
anderer Vorkommnisse zu absolvieren ist.
Endlich mal bekam ich auch das Zeichen
es am Besten zu machen. Abrollen war
schon früher in der Schule eine meiner
besten Übungen. Und wie am vorherigen
Tage gaben sich den gesamten Vormittag
Theorie und Praxis nach einander die
Hand |
 |
Die erste richtig
anstrengende Übung wurde
abschließend an einer
Seilwinde verübt. Hierbei
kamen wir das erste Mal in
eine schwebende Lage. Gut,
es war zwar nur gerade mal
1,5m hoch, aber immerhin ..
So übten wir den Übergang
vom freien Fall zur
Öffnungsphase des
Hauptfallschirmes.
Mittags dann schlenderten
wir zum Flugplatzrestaurant.
Und mit der quälenden Frage
im Kopf, ob das Essen wohl
drin bliebe, aß ich meine
seltsam zubereitete Pizza.
Ich glaube, ich entschied
mich für die Pizza, da sie
von allen Mahlzeiten einem
Fallschirm am meisten
ähnelte.
Nach der Mittagspause ging’s
rund. Als erstes bekamen wir
einen zwei Seiten Test, der
mit allerlei Leckerein an
Fragen zu den Übungen
gefüllt war. Obwohl ich es
kurz zuvor mitbekam, welche
der Antworten zu einer Frage
die richtige ist, weigerte
ich mich und kreuzte das mir
Plausiblere an. Boing!
Einziger mit einem Fehler.
Hmpf.
Danach folgte eine sehr
komische Zeit. Jeder von uns
dreien eierte in, um, auf
und neben der Flughalle
herum. Andreas ließ sich von
seiner Freundin betüddeln,
Said genoss den Fahrersitz
seines Autos und ich fand
letztendlich eine Holzbank.
Aber keiner von uns konnte
wirklich lange still sitzen
bleiben.
Von hier an kann ich gar
nicht sagen, wie es bei den
Anderen verlief. Ich suchte
mir immer wieder eine
Stelle, wo ich den ganzen
Flug für mich noch einmal
alleine durchüben konnte.
Von einem klaren Kopf war
ich zudem weit entfernt. Die
Fragen nach dem: „Was machst
Du hier eigentlich?“ und „
Hallo, es geht um Dein Leben
.. Du springst gleich aus
dem Flugzeug .. einfach so.“
um nur zwei von 1726378126
Fragen zu erwähnen.
|
 |
 |
 |
Vor jedem Flug wurden wir
durch Patrik und Ralf (Der
zweite Flugbegleiter) auf
der Matte geprüft und der
gesamte Flug noch einmal
durchexerziert. |
Über uns zeigte sich
inmitten der dichten
Wolkendecke ein Sommerloch
und plötzlich ging alles
recht schnell. Erst war
nicht klar, wer als erster
fliegen wird. Anfangs war
ich es. Ab da ging’s aber
mächtig los, und meine Pumpe
und mein Kopf spielten
regelrecht verrückt. Das war
ein Chaos!
Aber plötzlich hieß es, dass
Andreas als erster fliegen
wird. Langsam merkte ich,
wie mein ängstliches Gefühl
fast vollständig verflog.
Ca. mindestens 1 Stunde
hatte ich somit gewonnen.
Abgerundet hatte ich dann
das Sinken mit einem
Sparziergang und etwas
Nutella. Ich brauchte
unbedingt Schokolade.
In dieser Stunde war ich ca.
6 Mal auf der Toilette.
Nein, nicht zum Üben! Und
ich bekam noch 6 Versuche
hinzu, alles „leer“ zu
haben, um nicht plötzlich
während des Fluges zu
müssen, denn nun hieß es,
dass Said als zweiter
Springen gen Himmel steigen
wird. Puuuh!
 |
Inzwischen kam Andreas aus
der Luft, landete
standesgemäß auf der
vorgesehenen Grünfläche und
brachte ein strahlendes
Grinsen mit aus den Wolken.
„Astrein“, dachte ich mir,
bei ihm hat es geklappt.
Diese Erkenntnis hatte dann
eine grandiose Wirkung, um
sich dessen bewusst zu
werden, dass es gar nicht so
schlimm ist. Im Kopf war er
für mich gelandet. |
Said war irgendwo in der
Luft als Jens meinte, dass
ich mich nun bitte anziehen
soll. Aua .. und wie ein
Blitz hatte ich „Die Hose
voll“ ... jesses! „Das geht
mir jetzt etwas zu schnell“
Ich fasste mich, zog den
„Raumanzug“ an, und
probierte Helm und Brille.
Auch Said kam glänzend zum
Landpunkt und … stand! Nun
brodelte in mir nicht die
Angst vorm Sprung, sondern
der Ehrgeiz es ebenso oder
gar besser zu machen. Leider
zogen zwei
Schlechtwettergebiete vorbei
und brachten Wind und Regen. |
..es wurde 20 Uhr..
Nun war ich an der Reihe.
Stufe 1:
Wir machten uns fertig und
stiegen ins Flugzeug. Innen
drin war es >>heiter bis
wolkig<<, ich wurde
zunehmend nervös. Die
Turbine lief bereits und so
schoben wir die Sprungtür zu
und flogen los. Ich saß auf
einem Teppich und schaute
aus dem Fenster, wie die
Erde immer kleiner wurde.
Das Ziel des Fluges war, in
kürzester Zeit die 4000
Meter Marke zu erreichen,
somit ging es von Anfang an
durchgehend im Steilflug
nach oben. In diesem Moment
schoss mir alles durch den
Kopf. Auch das Gefühl: „Ich
muss schon wieder aufs Klo.“
Immer weiter entfernten sich
Häuser, Bäume, Wiesen,
Wälder und letztendlich
Berge und Täler. Der
Propeller der Maschine
brummte mit aller Kraft und
neben mir saßen zwei Typen
mit Brille auf und grinsten
mich an. Ich tat obercool.
Um mir die permanenten
Gedanken zu entfernen,
hämmerte ich mir einen Beat
in den Kopf und wippte
leicht zum Takt. Es war
irgendein Housetrack.
Bei 1500 Metern musste ich
meine Begleiter auffordern
einen Höhenmesserabgleich
durchzuführen.
Das ging gut. Uff. Jetzt
machten die beiden auch noch
Quatsch und amüsierten sich
über etwas Draußen. Ich
durfte mich nicht ablenken
lassen! Leider ging das in
der Schule früher auch schon
immer gut.
Ralf stupste mich aus dem
Gedankendelirium mit der
Frage noch mal alles ihnen
zu erklären. „Hach geil,
etwas zu tun, sehr schön“,
dachte ich mir. Ich zückte
all mein Wissen und gab
sogar mehr Antworten, als
mir von beiden Fragen
gestellt wurden. Dennoch war
ich abgelenkt.
Um uns herum war es nun
vollkommen weiß. Wir
tauchten in die Wolkendecke
ein, machten uns fertig und
das „go“ des Kapitäns ließ
auch nicht lange auf sich
warten. Autsch!
Stufe 2:
Die Seitentür wurde geöffnet
und ein Zeichen, welches ich
am liebsten hätte verdrängen
wollen, sagte mir mich doch
bitte zur Öffnung zu
bewegen. Immer wieder
versuchte ich zu
realisieren, was ich hier
eigentlich mache und ob das
auch okay so ist, aber die
Landungen von Andreas und
Said gaben mir Sicherheit.
Ich hab zwar Höhenangst,
aber alles herum war ..
weiß.
Nach den Bewegungen der
„check in“, „check out“ galt
es sich einfach zur Seite
fallen zu lassen und binnen
einer Sekunde in Beuge zu
gelangen. Das Gefühl, sich
einfach aus dem Flieger zu
kippen und ins absolute
Nichts zu springen haut
einen um! Aber das macht ja
nichts, denn man fällt nun
mit ca. 200km/h auf die Erde
zu. Man denkt keine Zeit zu
haben und um sich Sorgen zu
machen hat man nun keine
Zeit, denn man hat ganz
andere Sorgen.
Ich schaute auf den
Höhenmesser. Um die erste
Übung schnell hinter mich zu
bringen, entschloss ich mich
3800 Meter wie bei den
Bodenübungen zu sagen. Ich
schaute zu meinem Lehrer
links. Er gab mir das
Zeichen mein Kreuz weiter
durchzudrücken, dann ein „ok“,
schaute nach rechts und
bekam ebenfalls ein „ok“.
Alter Schwede rasten wir
nach unten. Dann zog ich
meine drei „so tun als ob
ich den Fallschirm ziehe“
Übungen durch. Schwubs,
schossen wir aus der
Wolkendecke raus. „Na hopla“,
dachte ich mir. Denn
plötzlich erkannte ich
anhand des größer werdenden
Erdballs, wie schnell wir
wirklich sind.
Durchatmen…und erneut den
Höhenmesser anpeilen. Nun
sah ich ihn auch perfekt.
2800 Meter gab ich zu meiner
Linken durch. Ich bekam
schon wieder ein Zeichen.
Und im Eifer des Effektes
machte ich einfach
irgendetwas und bekam ein „ok“.
Jetzt aber schnell nach
rechts und bekam die Chance
auf Freizeit. Das waren dann
ca. 10 sek. Klasse, endlich
alles anschauen. Doch
zwischen Horizont und
Höhenmesser pendelte ich
permanent, um nicht die
nächsten Schritte zu
verpassen. Immerhin ging’s
gerade 50m/s nach unten. Da
war sie, die 2000 Meter
Höhe, kurz nach unten
geschaut, zappelten meine
Augen nur noch auf dem
Höhenmesser herum.
..1800, 1700, 1600..
Stufe 3:
Ich zog langsam den rechten
Arm zum Lederball auf meinen
Rücken, oder Hintern, oder..
auf jeden Fall dorthin, wo
er vor ca. 1200 Metern noch
war. Zugleich bewegte ich
den linken Arm zur
Stabilisierung nach vorne.
Seltsamer Weise dachte ich
diese Bewegung langsam zu
machen, so dass ich bei 1500
Metern zur Öffnung komme.
Scheinbar nicht, denn schon
bei 1600 Metern packte ich
mir die Kugel, zog sie mit
voller Entschlossenheit
nicht gleich platt auf dem
Boden zu sonnen, aus dem
Rucksack und.. keine Ahnung,
jedoch alle zuvor über die
zwei Tage bebilderten
Szenarien, was schief gehen
könne, schossen mir visuell
durch den Kopf. Das Öffnen
des Schirmes dauerte mir
wahrlich zu lang. Nun waren
auch noch alle Seile
verdreht und schossen so aus
mir hinten heraus. Das es in
diesem Stadium normal sei,
war mir nicht bewusst, aber
wenn man sich plötzlich jede
hundertstel Sekunde
analytisch durch den Schädel
gehen lässt, ist eine
Sekunde schon eine Ewigkeit.
Nach und nach öffneten sich
die Zellen bis hin zu den
ganz äußeren. Wahrlich fiel
mir nun ein Stein vom
Herzen, denn auf einmal
zupften an mir die Leinen
des Schirmes und bremsten
mich ab. Das war sogar
ziemlich sanft, nur
schaukelte ich wie wild
durch die Gegend und hatte
zeitweise das Gefühl in alle
vier Himmelsrichtungen
gleichzeitig schauen zu
können. Von wegen, ich
schaute immer noch nach
oben, um die Lenkseile zu
ergattern. Wow!

Die Erde war immer noch
Hölle weit weg und die Höhe
war rund um die 1000 Meter …
mehr, oder weniger, ich weiß
es nicht, aber es war
unglaublich hoch und total
verrückt. Man hängt in der
Luft, getragen von ein paar
Seilen. Und man konnte
lenken. Links, rechts ..
jedoch mehr traute ich mich
nicht, denn ich stand gegen
den Wind und unter mir war
Wald. Juhu! So sank ich
immer weiter, aber was ich
auch versuchte. Ich kam
nicht über den Wald hinweg.
Und es war nicht viel,
vielleicht 200 Meter. Da
bekam ich doch etwas Angst.
Aber ich wusste durch die
Lehrer, dass der Wind im
unteren Bereich nachlässt
und hoffte, während ich
immer weiter auf die Bäume
zusteuerte. Ich wusste, ich
schaffe dass, kam aber nur
mäßig voran. Ich kalkulierte
alle Szenarien durch. Eine
Drehung. Ausgeschlossen, da
auf der Rückseite weitaus
mehr Äste auf mich warteten.
Nach links, zum Landpunkt
käme zwischendurch ein Teil
mit mehr Wald. Das kam mir
etwas weit vor. Und mir
wurde gesagt, lieber den
Flugplatz nutzen als
waghalsig unbedingt das Ziel
zu erreichen. Tja … und
unter mir pickte ich mir
indes einzelne Bäume heraus,
um analytisch ihre Höhen
schon mal vor Augen zu
haben. Zu den einzelnen
Astformen gelangte ich
jedoch nicht, da, wie voraus
gesagt, der Wind nachließ.
Keine Ahnung, wie hoch ich
war, vielleicht 300 Meter!?
Nun ging es nach vorne und
ich ließ den Wald hinter
mir. Da ist mir fast einer
abgegangen bei und ich
freute mich, die letzte
wahre Hürde genommen zu
haben. Denkste! Es ging nach
vorne, aber nun so schnell,
dass die andere Seite des
Rollfeldes mit Büschen immer
näher kam. Da viel mir auf,
dass ich die Lenkseile wie
ein Irrer immer noch gezogen
hielt. Das fiel mir zwar
immer wieder vorher auch
schon auf, jedoch hatte ich
sie ebenso schnell wieder
verkrampft festgehalten.
Eigentlich wollte ich auf
der Wiese vor dem Wald
laden, doch das konnte ich
mir getrost abschminken,
denn es ging immer weiter
vorwärts. Am übelsten war
Herausfinden, was nun unter
mir hoch, oder auch nicht
war. Ich flog weit über die
Wiese, lenkte immer wieder
weiter nach links um dem
Grün des Rollfeldrandes
näher zu kommen. Ich war
drüber! Nun musste ich die
4-5 Meter abpassen, um beide
Seile zu ziehen und somit zu
bremsen. Erstens war es
etwas zu hoch, außerdem war
auch nun wahrlich nicht mehr
viel „Ziehweg“, den ich aus
den bereits vorgezogenen
Seilen bekam. Nach einer
kleinen Rolle rechts, dem
Ziel nicht sich etwas zu
verknacksen, stand ich
wieder auf und schaute blöd
in der Gegend herum. Ich
stand auf dem Boden. Hui..
Sicherlich kamen mir so ca.
alle Dinge schwieriger vor
als sie in Wirklichkeit
waren. Und trotz, dass ich
mich fast nie im Flug fallen
lassen konnte, hab ich alles
um mich herum mitbekommen.
Und fand es einfach Hölle
genial! Im Grunde machten
mir die Schwierigkeiten
(wenn sie denn welche waren)
sogar Spaß, da ich so
gefordert wurde sie mit
Bravour zu meistern.
Eine Solche Mischung an
Ängsten, Freude und
Eindrücken habe ich noch nie
erlebt und schon gar nicht
in so kurzer Zeit und
geballter Ladung. Die Kosten
von 250 € [Stand: 08/09.Kuli
2006] haben sich auf jeden
Fall gelohnt und es war eine
unglaublich fantastische
Erfahrung. 55 sek. Freier
Fall und ein mehrere Minuten
dauernder Gleitflug werde
ich nie wieder vergessen
wollen. Angst vor folgenden
Flügen denke ich nie wieder
zu haben. Respekt schon,
denn es geht immerhin um
eine Menge Verantwortung.
Ob ich jedoch erneut einen
Sprung wagen werde, weiß ich
nicht und vom Prinzip her
habe ich das erreicht, was
ich mir über all die Jahre
gewünscht hatte. Es war
wundervoll und kann es nur
jedem empfehlen. Ich suchte
den absoluten Kick, suchte
etwas ohne Schmerzen, ohne
andere evtl. in
Mitleidenschaft zu ziehen,
ganz für mich allein das
Absolute zu empfinden.
Zusammen mit Said und
Andreas habe ich mir einen
Traum erlaubt.
Total geil!!!
Anmerkung:
Leider machte mir der schnelle Sinkflug Sorgen,
denn ich hatte starke Ohrenschmerzen durch den
Druck. (Ich war nicht erkältet) -> Druck von
Innen durch zuhalten der Nase...
hatte ich nicht dran gedacht.
Was jedoch etwas schlimmer
ist. Mir wurde von allen
Anderen bestätigt, dass ich
der einzige sei. Mal zum
H.-N.-O.-Arzt gehen.
Ich möchte mich bei dem Team
von
http://www.skydive-hoexter.de
für dieses unbeschreibliche
Erlebnis bedanken. Es hat
richtig Spaß gemacht und
durch euch hatte ich zwei
klasse Tage, die ich nie
wieder vergessen werde.
Danke & „Blue Sky!“
PS: Ferrari fahren war
Gestern! |
 |